Windsbraut fischt nach Mikroplastik

Am 8. Juni 2024 war „Tag der Ozeane“ oder „World Oceans Day“ und damit Start in die Manta-Trawl-Woche. Wir sind mit 11 weiteren Traditionsschiffen dabei und fischen in der Nordsee nach Mikroplastik für das Citizen Science Projekt WENIGER IST MEER. Neben der wissenschaftlichen Auswertung an Bord und später durch das Alfred-Wegener-Institut geht es den Macherinnen Caro und Lauren auch darum, auf die steigende Umweltbelastung durch Mikroplastik in unseren Meeren aufmerksam zu machen.

Proben sammeln mit dem Manta Trawl
Die „Trawl-Woche“ veranstaltet WENIGER IST MEER seit 2021 einmal im Jahr. Bei dieser gemeinsamen Aktion untersuchen die Besatzungen mehrerer Traditionssegelschiffe die Nord- und Ostsee eine Woche lang nach Mikroplastik. Dazu setzen sie täglich ein sogenanntes „Manta Trawl“ ins Wasser, das eine halbe Stunde lang die Wasseroberfläche nach Mikroplastik durchsiebt.

Manta Trawls bestehen aus einem Holzrahmen mit zwei Flügeln, die ein feinmaschiges, konisch zulaufendes Netz hinter sich herziehen. Durch das Wasser gezogen durchströmen mehrere 100 Liter Wasser dieses Netz und alle darin schwimmenden Partikel, organische (biologischer Herkunft) sowie anorganische (u.a. Mikroplastik) sammeln sich am Ende – im sogenannten Köcher. Alle an Bord fassen mit an und analysieren die Funde. Das gefundene Mikroplastik wird gesammelt und später im Labor genauer untersucht, um die Kunststoffart zu bestimmen.

WENIGER IST MEER versteht sich als Citizen Science oder Bürgerwissenschaft. Der Vorteil gegenüber wissenschaftlichen Erfassungen ist laut den Macherinnen, dass so gleichzeitig eine große Meeresfläche mit einer unabhängigen Flotte untersucht werden kann, die sowieso auf dem Meer unterwegs ist – da sind wir als Verein für ökologisches Lernen und Handeln gerne dabei. Mit Hilfe unseres Teams und engagierter Gäste an Bord können wir dadurch einen Beitrag zur Forschung, aber auch zur Aufklärung leisten. Und das ohne einen komplizierten und teuren wissenschaftlichen Rahmen.

Das Problem mit dem Plastik
Als Mikroplastik werden Plastikstücke bezeichnet, die weniger als 5 mm groß sind. Sie sind fest, unlöslich und vor allem biologisch nicht abbaubar. Die Ursachen für diese synthetisch durch den Menschen hergestellten Kunststoffteilchen sind so vielfältig wie ihre Gefahren: Sie stammen beispielsweise aus Granulaten in Kosmetika, Peelings oder Zahnpasta. Aber auch durch Abrieb von Autoreifen oder beim Waschen von Textilien aus Kunstfasern wie Fleecejacken gelangt Mikroplastik in Flüsse und Meere. Dort wird es von Lebewesen aufgenommen und reichert sich in der Nahrungskette an. Muscheln und Wattwürmer beispielsweise filtern es mit dem Plankton aus dem Wasser. Andere Tiere fressen diese kunststoffbelasteten Lebewesen oder verwechseln Mikroplastik mit ihrer Nahrung. Nicht selten sind die Teile zusätzlich mit Schadstoffen belastet. Stoffwechselstörungen, Entzündungsreaktionen oder Verhaltensänderungen sind die Folge.

Selbst aktiv werden
Wie fast immer sind wir als Verbraucher*innen nicht machtlos: Wir können auf mikroplastikhaltige Kosmetika wie Peelings möglichst verzichten. Weniger Autofahren reduziert den Reifenabrieb. Auch wer beim Strandspaziergang herumliegende Plastikteile, Netze oder Schiffstaue mitnimmt und fachgerecht entsorgt, hilft unsere Meere sauber von Mikroplastik zu halten.

Weitere Infos:
WENIGER IST MEER: Das Projekt
BUND: Mikroplastik: unsichtbare Gefahr
Umweltbundesamt: Was ist Mikroplastik?