
Logbuch: Bildungsurlaub für Menschen mit Behinderung
Bereits seit einigen Jahren bietet der Elternverein Leben mit Behinderung Hamburg e.V. einen Bildungsurlaub für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen auf der Windsbraut an. Diese Touren sind eine gemischte Tüte: Unterschiedlichste Menschen mit höchst individuellen Fähigkeiten treffen aufeinander. Einige waren noch nie auf einem Schiff und trauen sich nicht über die Gangway, einige sind schon Profis und steuern selbstbewusst ihre angestammte Koje an. Selbst Rollatoren und Rollstühle bekommen wir mit etwas Hilfestellung auf unsere alte Lady. Das Schiff ist zwar nicht barrierefrei, doch ein paar Merkmale wie einen unterfahrbaren Esstisch und ausreichend breite Schiebetüren zu einzelnen Kabinen können wir bieten. Als Crew bieten wir Unterstützung, wo es gewünscht und erforderlich ist. Am Ende der Woche haben alle Teilnehmenden Seebeine. Stehen am Ruder, bedienen Schoten und Fallen – oft halt in ihrem eigenen Tempo. Vieles geht etwas langsamer aber es geht! Und das ist äußerst zufriedenstellend für Alle. In diesem Jahr wurden wir jedoch etwas vom Wetter ausgebremst.
In der Woche vor dem Tourenbeginn schauten Schipper Matti und Ann-Kathrein auf den Wetterbericht: Für unseren Tour wurden 6-8 Bft vorhergesagt, sowie eine Sturm und Böen-Warnung. Montag Abend würde die Gruppe kommen, bis Mittwochabend würden wir definitiv nicht losfahren können. So verlegten wir den Tourenstart von Husum nach Pellworm. Matti und Oli von der Crew reisten schon am Sonntag an. Ann-Kathrein und Philipp gingen am Montag morgen noch in Husum einkaufen.
Mit einem groooßen Wagen und einem großen Einkauf ginge es dann Richtung Pellworm. Eine etwas aufwändige Logistik aber so waren wir wenigstens mit dem Schiff nicht so weit im Binnenland eingeweht. Hinzu kam, dass durch den starken Wind die Hafenkante in Pellworm regelmäßig überspült war. Barfuß im kalten Wasser oder Gummistiefel, das war hier die Frage. Die Schiffscrew hatte schon Abendessen vorbereitet und so hieße es nur noch Ankommen am Montag. Kojen beziehen und auf dem Schiff orientieren und das anfänglich Chaos beseitigen.
Dienstag war ein Hafentag auf Pellworm, der durch die Gruppe aber trotzdem mit viel Programm gefüllt wurde. Knotenkunde, Nationalpark-Haus, Schwimmen, Ausstellung im Seefahrtsmuseum und noch mehr.
Mittwoch, es geht los! Doch vorher ging es noch an die andere Hafenkante zur Dide, die dort Kalk ausgeladen hat. Schipper Christian hat alle Fragen gerne beantwortet. Wer Dide nicht kennt: Das Küstenmotorschiff ist noch mal 10 Jahre älter als unsere Windsbraut und immer noch mit Fracht auf der Nordsee unterwegs.
Sicherheitseinweisung, Mittagsessen und und dann aber wirklich mit dem Hochwasser raus. Nach dem Ablegen gab es dann noch eine ausführliche Segeleinweisung. Bei gutem Wind und Sonnenschein sind wir dann sogar ein paar Wenden und eine Halse gefahren, bis wir dann am Ankerplatz im Porrenrünnel festgemacht haben. Dort hatten wir einen sehr schönen entspannten Abend!
Am Donnerstag hatten wir den Wind leider aus der falschen Richtung, sodass wir nach Husum motorten. Also alles etwas unspektakulärer. Insgesamt waren das dann auch die einzigen beiden Tage in Fahrt, da für Freitag wieder 6 Bft mit mehr in Böen angesagt war.
Im Binnenhafen in Husum festgemacht, machten sich dann einige auf den Weg die Stadt zu erkunden. Außerdem wurde auch hier das Nationalparkhaus besucht. Abends wurden, wie schon ein paar Tage vorher viel gespielt. Es gab an diesem Tag auch viele Freiwillige, die mir beim Abendessen machen geholfen haben. Das war sehr schön!
Am Freitag, dem letzten ganzen Tag war die Gruppe im Schifffahrtsmuseum und am Dockkoog zum Baden. Danach kamen viele glückliche Gesichter zurück an Bord. Ich glaube, auch wenn wir nicht so viel gesegelt, sind hatte die Gruppe eine sehr schöne Zeit. Abends gab es dann noch Apfelkuchen als Abschluss bevor die Gruppe am nächsten Tag abgereist ist. Fazit: Auch Segeln ohne Segeln kann Spaß machen und lehrreich sein.